Ist Schwarz + Weiß = Schwarz?

Warum die Formulierung „erster schwarzer US-Präsident“ versteckt rassistisch ist.

Barack Obama sei der erste schwarze US-Präsident. Das war nach seiner Wahl 2008 oft zu lesen. Jetzt ist es wieder so. Die Internetrecherche liefert 550.000 Fundstellen. Darunter befinden sich bekannte Nachrichtenmagazine wie der Focus (siehe hier) oder angesehene Tageszeitungen wie die Süddeutsche (siehe hier).

Meiner bescheidenen Meinung zufolge ist die Formulierung „erster schwarzer US-Präsident“ im besten Fall gedankenlos, im schlimmsten Fall rassistisch. Denn Obama ist bekanntlich der Sohn einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters. Es mag mit alten Apartheidregeln im Einklang stehen, bei dieser Abstammung das Kind zum Schwarzen zu erklären. Ich verstehe allerdings nicht, wieso liberale Kolumnisten und Redakteure so reden und schreiben. Das Weiße Haus übrigens ist sich des Dilemmas bewusst. Im gesamten Onlineauftritt der US-amerikanischen Regierungszentrale ist keine einzige Formulierung zu finden, die auf Obamas Hautfarbe abhebt. Das erscheint mir vernünftig und konsequent. Denn angesichts der Herkunft könnte man Obama mit gleichem Recht als Schwarzen wie als Weißen bezeichnen.

Wer ihn dennoch zum Schwarzen macht, übernimmt einen Maßstab, der üblicherweise von Rassisten, Freunden der Rassentrennung und anderen Anhängern unapettitlicher Gesinnungen benutzt wird. So bleibt ein alter Appell des Musikers Garland Jeffreys aktuell:
Father of coal, mother of pearl
Never too black to blush to pick up a white girl
The color of you, the color of me
You can’t  judge a man by looking at the marquee
(aus „Hail Hail Rock ‚N‘ Roll“ vom Album „Don’t Call Me Buckwheat“).

2 Gedanken zu „Ist Schwarz + Weiß = Schwarz?

    • Zunächst einmal: Mea culpa an sonjade für die verspätete Freigabe. Da gab es eine technische Panne.

      Vielen Dank für den Hinweis. Das macht eine differenziertere Argumentation nötig. Ich halte meine These vom verdeckten und wahrscheinlich unbeabsichtigten Rassismus deutscher Kommentatoren dennoch aufrecht. Denn es macht einen Unterschied, ob sich ein Angehöriger einer Minderheit aktiv zu seiner Zugehörigkeit bekennt, oder ob ihn Dritte dazu machen.

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